News-Beitrag

Fritz Bigler

Fritz Bigler
Aviatiker und Luftamtinspektor
14.03.1931 – 19.10.2019

Fritz Bigler hat die schweizerische Leichtaviatik geprägt – sowohl professionell als auch aus Passion. Sich in der Luft zu bewegen, war für ihn stehts eines der höchsten der Gefühle. Dabei ging es ihm nicht primär um die Technik des Fliegens oder die Freiheit der dritten Dimension, sondern für ihn stand das Naturerlebnis im Vordergrund. Als Bauernsohn hatte er eine enge Beziehung zur Natur und wies uns Flugschüler auch stets auf deren Schönheit, aber auch auf unsere diesbezügliche Verantwortung hin.

Bereits während der Sekundarschule, die er in Köniz besuchte, begann Fritz erst Segelflugzeug- und später auch Motorflugzeug-Modelle zu bauen. Er trat der Modellfluggruppe Bern bei. Schon bald wurde er deren Kassier und anschliessend für drei Jahre Obmann. 1952 begann er mit der Ausbildung zum Segelflug-Piloten und zwei Jahre später bestand er die amtliche Prüfung. Bereits 1956 wurde er Segelfluglehrer und kurze Zeit später erwarb er die Erweiterung für Kunstflug und jene für Blindflug. 1956 begann er auch mit der Motorflug-Ausbildung und erwarb noch im selben Jahr den Motorfliegerausweis, gefolgt von der Schlepperlaubnis für Segelflugzeuge. 1958 bis 1960 war er Obmann der Segelfluggruppe Bern.

Nachdem er einige Jahre auf seinem gelernten Beruf als Maschinenzeichner gearbeitet hatte, beschloss Fritz sein Hobby zum Beruf zu machen und bewarb sich 1959 beim damaligen Schweizerischen Luftamt, dem heutigen Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Seinen neuen Tätigkeitsbereich «nicht motorisierter Luftverkehr» verstand er nie als Umsetzung irgendwelcher Gesetzesparagrafen. Sein Anliegen war eine sichere Luftfahrt, in der es Raum für alle Flugdisziplinen geben sollte. So war es für ihn selbstverständlich, dass er auch die Eigenheiten des Fallschirmspringens und der Ballonfahrt in Praxis kennen lernen musste. Im Nationalen Fallschirmsprungzentrum in Biscarrosse (Frankreich) wurde er 1961 zum Fallschirmspringer ausgebildet.  Die Berechtigung als Gasballon-Pilot erhielt er 1968 im Rahmen einer Ausbildung bei der Ballongruppe Bern. Als Ergänzung folgte 1976 die Umschulung auf Heissluftballone. Für das Ballonfahren entwickelte Fritz eine besondere Liebe und so überrascht es nicht, dass er 1981 die Schweizermeisterschaft der Heissluftballone gewann.

Für Neues war Fritz Bigler immer sehr offen. Als 1974 die ersten Hängegleiter aufkamen, erwarb er sofort einen der ersten Pilotenscheine und sammelte in Hunderten von Deltaflügen eine reiche Erfahrung. Die Weitergabe seines Wissens war ihm wichtig. So verfasste er zusammen mit Hans Bachofen ein Lehrmittel zum Fallschirmspringen (Luftamt 1976, 2. Aufl. 1983).  Auf die Veröffentlichung: Fritz Bigler, «Das Segelflugzeug» (BAZL, 1983) wird auch heute noch Bezug genommen. Als Flug- und Ballonfahrlehrer hat er sich Abenteuern stets verweigert. Ihm war wichtig, dass seine Schüler ihre Grenzen genau kannten und auch befähigt waren, ein Team zu führen. Obwohl er im Militär als Major eine Artilleriebrigade befehligte, erteilte er im Zivilen nie Befehle, sondern gab klare Anweisungen, an denen sich das Team gut orientieren konnte.

Für seine Verdienste verliehen ihm der Schweizerische Aero Club, der Berner Aero Club und die Ballongruppe Bern die Ehrenmitgliedschaft und der Berner Aero Club kürte ihn zum Aviatiker des Jahres 2010.

Neben seiner fliegerischen Tätigkeit war Fritz ein leidenschaftlicher Fischer und widmete sich dem Fledermausschutz. Seit 1992 war er Mitarbeiter bei der Bernischen Informationsstelle für Fledermausschutz. Viele Abendstunden verbrachte er beim Beobachten und Zählen von Fledermäusen.

Fritz Bigler war sowohl in seinem gepflegten Äusseren wie auch in seinem Umgang immer sehr korrekt, gleichzeitig aber auch kollegial und gesellig. Es war immer sehr vergnüglich und auch spannend, wenn er eines seiner vielen Erlebnissen erzählte, – und dabei konnte er herzhaft lachen.

Die schweizerische Aviatik-Szene hat mit dem Hinschied von Fritz Bigler einen Förderer, Pionier, ein grosses Vorbild und einen lieben Kollegen verloren.

Léon André

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